Zuallererst:
Das Buch antiquarisch zu erwerben lohnt
sich nicht, höchstens für Sammler, ich hab' es auf einem Flohmarkt
vor Jahren einmal für irgendwas zwischen ein und drei Euro
erstanden. Was nach wie vor schön anzuschauen ist sind die
Schwarzweiss Fotos (meist via Flugzeug) der tief verschneiten
heimischen Bergwelt, wie man sie in den letzten Jahren fast nicht zu
Gesicht bekommen hat. Dieses Jahr scheint's aber wieder anders zu
werden und es schneit in den Bergen zur Zeit richtig viel .
Ansonsten ist das Buch natürlich komplett überholt und veraltet. Es
hat sich so viel verändert, und darum soll es sich in diesem Artikel
dann auch hauptsächlich drehen. Ich war zur Drucklegung des Buches
übrigens noch gar nicht auf der Welt, kann also nicht aus erster
Hand über diese Zeit berichten.
Ganz kurz zum Autor:
Der 1988 verstorbene Walter Pause zählt
wohl zu den bekanntesten Alpinbuchautoren. Zu seinen meistverkauften
Büchern zählten neben „Berg Heil“ bzw. „Ski Heil“ (für
Sommer- bzw. Wintertouren im gesamten Alpenraum) vor allem die
Klassiker „Im schwerem Fels“ und „Münchner Hausberge“.
Letzteres ist, glaub' ich nach wie vor, allerdings inhaltlich
verändert, erhältlich. Sein Sohn Michael Pause ist als langjähriger
Moderator (seit letztem Jahr nicht mehr) der Fernsehsendung „Bergauf
Bergab“ bekannt.
Grobe Zeiteinordnung:
Das Buch entstand zu einer Zeit, als
die Winter kälter und schneereicher waren, und Liftanlagen im
Voralpenraum wie die Pilze aus dem Boden sprossen. Nicht alle Pläne,
die im Buch erwähnt sind, wurden auch realisiert. Hier eine Skizze aus dem Buch mit den geplanten
Liftanlagen auf die Brecherspitz von Schliersee:
Das Buch ist also ein Spagat zwischen dem schon bestehenden Tourenskigehen und dem aufkommenden Alpinski(lift)sport. Einerseits werden (zu dieser Zeit neue) Skigebiete vorgestellt, andererseits auch ein paar Skitouren. Ab dieser Zeit ging die Entwicklung dieser beiden Sportarten ziemlich auseinander, weshalb dieses Buch wohl auch keine vielen Neuauflagen hat. Die Ski-Bindungen waren damals wohl auch noch recht einheitlich, so wird im Buch reinen Abfahrtsskiläufern vorgeschlagen „auch mal die Felle aufzuziehen“, was natürlich mit einer reinen Apinskibindung der vergangenen Jahrzehnte gar nicht möglich ist. Erst kürzlich, mit dem Boom des Pistentourengehens und den schneearmen Wintern bewegen sich die beiden Disziplinen wieder aufeinander zu, wenn auch nicht konfliktfrei.
Das Buch ist also ein Spagat zwischen dem schon bestehenden Tourenskigehen und dem aufkommenden Alpinski(lift)sport. Einerseits werden (zu dieser Zeit neue) Skigebiete vorgestellt, andererseits auch ein paar Skitouren. Ab dieser Zeit ging die Entwicklung dieser beiden Sportarten ziemlich auseinander, weshalb dieses Buch wohl auch keine vielen Neuauflagen hat. Die Ski-Bindungen waren damals wohl auch noch recht einheitlich, so wird im Buch reinen Abfahrtsskiläufern vorgeschlagen „auch mal die Felle aufzuziehen“, was natürlich mit einer reinen Apinskibindung der vergangenen Jahrzehnte gar nicht möglich ist. Erst kürzlich, mit dem Boom des Pistentourengehens und den schneearmen Wintern bewegen sich die beiden Disziplinen wieder aufeinander zu, wenn auch nicht konfliktfrei.
Ski - Erschließungsboom der Alpen:
Viele der heute wohlbekannten
Skidestinationen am Alpennordrand waren noch gar nicht ausgebaut oder
befanden sich gerade im Bau. Von Winkelmoos zur Steinplatte gab es
keine Lifte, sondern lediglich einen „Raupenlift“. Das war, nehm'
ich mal an, eine Pistenraupe, die die Skifahrer zog oder
sie auf einer Ladefläche
transportierte. Anderes Bsp.: Hochfügen im vorderen Zillertal, das laut
Skizze ganze zwei mickrige Schlepper aufweist. Hier lag Pause mit
seiner Prognose richtig:
„Wer diese Skitouren macht, der entdeckt jenes Hochfügen (…) das für eine große Zukunft als Skistation prädestiniert ist“
„Wer diese Skitouren macht, der entdeckt jenes Hochfügen (…) das für eine große Zukunft als Skistation prädestiniert ist“
Woanders lag er dagegen falsch, zum
Unterberghorn bei Kössen heisst es da:
„Ein glänzender Skiberg trotz seiner
Tallage von 600 Metern“
Nun, dass die letzten Winter gar so
warm blieben, dass die Talabfahrt selbst im Schneeloch Kössen, trotz
Schneekanonen, mehr schlecht als recht von statten ging, hat man 1970
natürlich nicht ahnen können.
„Ideallift Stolzenberg (Spitzingsee)
im Kommen! 565 m Höhenunterschied!“
liest man auch im Buch. Mittlerweile, fast 50
Jahre später, ist er immer noch nicht gebaut und von mir aus kann es auch so bleiben. Euphorisch der Ausblick für die Taubensteinregion:
„Der als Ersatz der Stümpflingpisten
lange geplante und nun genehmigte Skizirkus zwischen
Spitzingsee-Ostufer und Taubensteinsattel wird sportlich
interessanter sein als die Sutten-Stümpflingpisten. Die (…) freien
Hänge prädestinieren diese Region zum idealen Naherholungsgebiet
für Münchens zahlreichen Skifamilien“
Seit ein paar Jahren sind die Lifte
nicht mehr in Betrieb, das Gebiet ist wieder für Tourengeher da.
Der Liftbetrieb hat sich nicht mehr rentiert.
Einerseits wendet sich Pause bei
mehreren Gebieten gegen zusätzliche Erschließungen, setzt sich für
die strikte Trennung von Abfahrts- und Tourenskigebieten ein, was ja
dann auch unter dem „Alpenplan“ gesetzlich festgeschrieben wurde.
Dazu schreibt er bzgl. der Rotwandregion, die damals wohl von einer
Erschließung von Bayrischzell ausgehend bedroht war:
„Die bayerische Regierung hat im
Naturschutzjahr 1970 endlich begriffen, dass nicht zehn
Geschäftsleute an einer kaputten Rotwand verdienen dürfen, damit
Zehntausende Skifahrer die Rotwand als stilles Skitourengebiet
verlieren“
Und bzgl. der Hochries:
„Die neue Bergbahn darf allein die
Nordflanke beherrschen. Sonst nichts. Sie bringt die für moderne
Abfahrer sehr interessante, aber sehr schwierige Piste am
supersteilen Nordhang mit 875 m. Höhe. (…) Wichtiger ist, dass das
bisherige Skitouren und Wandergebiet zwischen Frasdorf und
Hochriesgipfelkamm in der gewohnten Ruhe absolut bewahrt bleibt“.
Andererseits hadert er mit zuwenig und
zu schlecht ausgebauten Pisten, die keine internationalen Standards
erfüllen:
„Auch eine reine Nordflanke wartet am
Brauneck auf eine ausgebaute Piste“ steht da beispielsweise. Oder an anderer
Stelle: „Da hätten sich die Oberammergauer längst ausrechnen
können, dass sich ein modernes Bahnensystem auszahlen würde, gut,
sehr gut auszahlen, (…) die Rennstrecke am Zahn, die Kombination
mit den freien Prachtskihängen unterm Pürschlingkamm hätten ein
gutes Pistensystem ergeben (…) und man hätte anstelle von
traurigen 330 volle 700 Höhenmeter anzubieten“
Wartezeiten:
Ich kann mich zwar noch aus
Kindsheitstagen an manche Schlangen am Schlepper erinnern, aber das
es so gach war...Laut Buch stand man am Wochenende:
- am Geigelstein (damals noch Skigebiet, siehe Skizze) , Rauschberg (Chiemgau) und Jenner: „Sonntags bis 1,5 Stunden“
- Brauneck Seilbahn und Ehrwald (Zugspitze): „Sonntags bis eine Stunde“
- Besser dran war man am Sudelfeld: „Sonntags 10-20 Minuten“
Die Preise betrugen so im Mittel 15 DM
pro Tageskarte, ich kann das aber nicht mit der Kaufkraft/ Löhne
etc. zu der Zeit in Relation setzen.
Kommen wir nun zum vergnüglichen Teil,
den erklärten „Feindbildern“ vom Herrn Pause, der irgendwie auch
immer a bissl den bayerischen „Grantler“ 'raushängen lässt.
Allerdings nicht verbissen und immer locker mit Humor. Als da wären:
„Faule Städter“, „Ewig
Fortgeschrittene“, „Komische Linke“ und „Vergammelte
Schwabinger“
Also, ich schäm' mich ja nicht es
zuzugeben, so ein skifahrertechnisch „ewig Fortgeschrittener“ bin
ich wohl auch, der sich im obersten Teil des berüchtigten
Stopselziehers (Kleiner Traithen) immer noch nicht traut elegant im
Steilhang umzuspringen und stattdessen vorsichtig abrutscht...
jaja... es werd nix mehr, i' geb's auf...
„Komische Linke“ und „Vergammelte
Schwabinger“: Ich weiss nicht wie der Pause damals drauf war,
aber ich glaub' soviel wird beim Lesen klar, ein Hippie- oder Kommunenfreund war
er wohl ned. Mit den Schwabinger Nachtmenschen hat er aber dann doch
noch „Mitleid“, er empfiehlt ihnen das Skigebiet am Toten Mann
(Berchtesgaden) mit flachen Pisten und nur ganz wenig Höhenmetern.
„Kleine Hochgenüsse für Anfänger und Übergewichtige“
Schon in den alten Ausgaben der
"Münchner Hausberge" wird das Tegernseer Bräustüberl des öfteren
erwähnt und gehuldigt. Denn das Bräustüberl ist für Pause nicht
nur eine blose Wirtschaft, sondern auch so eine Art ähm...
ideologischer und religiöser Kraftort oder besser Kräftigungsort
mit einem gewissen Zaubertrank:
„Dann gibt es also programmgemäß
einen Radi, Preßsack, Butterbrote, Weißlackerkas und Bier, und wem
es jetzt so richtig schmeckt, der mag noch so ein komischer Linker
sein, der wird jetzt ganz langsam (…) und spätestens bei der
zweiten Maß Bier, ein strenggläubiger Monarchist & Katholik
dazu: denn, muss er sich doch mal fragen, wer hätt' schon so ein
Bräustüberl anders schaffen können als Kirche und König“
Faszinierend!
Zuguterletzt:
Einen abseitigen (?) Brotzeitplatztipp hat das Buch auch noch auf Lager, allerdings mitten im Skigebiet Spitzingsee/ Sutten gelegen, unweit des neuen Speichersees, für Skitourengeher wie mich, die eher abseits der Pisten unterwegs sind, eher nicht von Belang:
Einen abseitigen (?) Brotzeitplatztipp hat das Buch auch noch auf Lager, allerdings mitten im Skigebiet Spitzingsee/ Sutten gelegen, unweit des neuen Speichersees, für Skitourengeher wie mich, die eher abseits der Pisten unterwegs sind, eher nicht von Belang:
„Oder man fährt ganz einfach 60
Meter aus der überfüllten Lyrapiste heraus in die Donnerlöcher und
„ins Romantische“, das sind geheime Rastplatzerl in der steilen,
teils bewaldeten Nordostflanke des Roßkopfes, dort wo die riesigen
Kletterfelsen übereinanderliegen“
Bild Bräustüberl von „LepoRello (Wikipedia)“.
Bild Bräustüberl von „LepoRello (Wikipedia)“.