Donnerstag, 28. März 2019

Wieviel Mensch verträgt die Natur? (Teil 2 bzgl. aktueller Nationalparkstudie der Uni Würzburg)

Ein zentraler Aspekt von Naturschutzgebieten und (noch verstärkt) Nationalparks ist die Besucherlenkung. Das war schon immer so und das wird wohl auch so bleiben. Das fängt mit dem Verbot von Wild-Campieren an und beinhaltet eben auch Reglementierungen bzgl. Wegen was vom Hinweis "doch bitte auf den markierten Wegen zu bleiben" bis zu (teils zeitlich begrenzten) Wegegeboten bzw. -verboten reicht . Letzteres findet sich z.B. im Naturschutzgebiet Geigelstein (Chiemgau) und in sehr vielen Nationalparks (z.B. Schwarzwald, Bayr. Wald etc.), allerdings bisher nicht im NP Berchtesgaden, da man wohl der Meinung war, die alpine Landschaft verhindert von alleine ein zu starkes Besucheraufkommen abseits des offiziellen Wegenetzes.

Zum Jahresanfang 2019 kam jetzt die von den Bayerischen Nationalparks Bayr. Wald & Berchtesgaden  in Auftrag gegebene Studie: "Akzeptanz der bayerischen Nationalparks - Ein Beitrag zum sozioökonomischen Monitoring in den Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden." der Uni Würzburg heraus, die relevanten Stellen bzgl. dieses Themas beim NP Berchtesgaden hab' ich mir angeschaut. Im Abschlussappell beim Thema "Tourismus und Besucherlenkung" findet sich folgender, entscheidender Satz:

"(...) Des Weiteren gilt es dringend dem Problem entgegenzuwirken, dass eine zunehmende Anzahl von Wanderern auf im Internet als „Geheimtipp“ beworbene Nebenwege ausweicht."
 Es wurden auch Umfragen unter den Einheimischen durchgeführt, gefragt wurde z.B.: 
"Der NP Berchtesgaden soll sich an Wegegeboten anderer NP's ein Beispiel nehmen"
14,8% stimmen voll zu
27,3% stimmen eher zu
27,6% stimmen eher nicht zu
8,4%   stimmen überhaupt nicht zu
Die große Unbekannte sind die 24,9%, der Befragten die sich enthalten, ich denke aber, ihnen ist es einfach egal.  Es gibt also lt. dieser Umfrage so etwas wie eine "kleine Mehrheit" von etwa 42%, die es befürworten. Denn wenn man die "Egal-Fraktion" aus den 100% herausnimmt, sind es deutlich mehr als die Ablehner.

Die Studie hat keinen bindenden Charakter, es sind Empfehlungen, mehr nicht aber eben auch nicht weniger, die Stoßrichtung wird aber glaub' ich klar.  Mittlerweile bin ich auch auf die Nationalparkzeitung gestoßen, hier gibt es einen Extra Artikel "Selfie Sucht im Schutzgebiet" (ab Seite 12 im PDF) über die Besucherexplosion am Königssee Ostufer 2018. Auszug aus dem Artikel:


"Besonders schlimm hat es in diesem Sommer einen Platz im Nationalpark getroffen, den bis vor einigen Jahren nur wenige Einheimische kannten: Die Gumpen am Königsbach-Wasserfall sind zur Kulisse für einem Kampf um »Likes« verkommen. Der »Natural Infinity-Pool« am Königsbach-Wasserfall lockt mit der Chance auf DAS Foto. Bei Instagram, YouTube und Co. brüstet man sich nicht nur mit dem Ergebnis, es wird auch immer häufiger der Weg dorthin gezeigt – ohne auf die Gefahren des alpinen und absturzgefährlichen Geländes hinzuweisen. Zu den Badestellen führt kein offizieller Weg, den suchen sich die »Selfie-Junkies« selber oder laden sich einen detaillierten GPS-Track auf einschlägigen Outdoor-Portalen herunter. Zugegeben, mittlerweile ist der Weg auch ohne technische Hilfsmittel nicht mehr schwer zu finden: Ausgetretene Trampelpfade durchziehen das Gelände kreuz und quer, immer den weggeworfenen Taschentüchern nach! Schlimme Unfälle hat es bereits gegeben, Einsatzkräfte warnen vor Lebensgefahr, doch die überwiegend jungen »Infinity-Pool«-Fans lassen sich nicht abschrecken. (...)Der Großteil der rund 1,6 Millionen Besucher des Nationalparks bleibt auf den ausgewiesenen Wanderwegen und respektiert die Regeln des Schutzgebietes. Doch können einige wenige Gäste auf »Selbsterfahrungs-Trip« an ökologisch sensiblen Stellen sehr viel kaputt machen. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren hat die Anzahl der Verstöße gegen Bestimmungen der Nationalparkverordnung erheblich zugenommen. Tendenz: leider weiter steigend. Angesichts dieser Verschärfung der Probleme mit einer kleinen Gruppe an Nationalpark-Besuchern sieht sich die Nationalparkverwaltung zum Handeln gezwungen. (...) Für das Jahr 2019 sind zusätzliche Kontrollen vorgesehen und bei uneinsichtigen oder rabiaten Gästen werden Anzeigen erstattet. Auch deutlich erhöhte Bußgelder oder zeitlich  begrenzte Sperrungen kommen in Frage, ist aus der Nationalparkverwaltung zu hören. "


In den nächsten Wochen/ Monaten gehe ich anhand von drei verschiedenen Beispielen (Einmal Youtube,  dann Roberge ---> Open Street Map) einmal der Frage nach ob und wie stark "Geheimtipps" (die Anführungszeichen deshalb, weil dies lt. Definition (Geheim/ Allgemein) oftmals einfach keine, bzw. das Gegenteil hiervon sind) tatsächlich das Besucheraufkommen verändern. Und ja, Selbstkritik gibt's auch.Geplant sind drei Artikel:

  • Auf einmal ist es cool - Kai Sackmann rief und seine Follower folgten.
  • Wenn das Buch in die falschen Hände gerät - Eigenverantwortung und Selbstkritik.
  • Vom "Geheim-" zum Allgemeintipp: Eine Online Erschließungsspirale am Bsp.: Roberge.de/ Open Street Map/ Hikr.org usw.